Stehendes Buch
Liegendes historisches Buch.

Beweismaterial, Forschungsgrundlage, Wissensspeicher:
Viele Dokumente bestehen aus Papier und das ist akut gefährdet.
Wie kann es gesichert werden?

Papier ist
Beweis­material

Nach der Machtergreifung 1933 drangsalierten die Nazis Jüdinnen und Juden, Sinti·zze, Rom·nja, Kommunist·innen, Homosexuelle und andere Bevölkerungsgruppen, die im Sinne der NS-Ideologie aus der „Volksgemeinschaft“ ausgeschlossen waren.

Stapel farbiger Akten mit Gebrauchsspuren.
© Edna Wittlich, Hessisches Hauptstaatsarchiv Wiesbaden
Stapel farbiger Akten mit Gebrauchsspuren.

Im Jahr 1938 verschärften sich die Maßnahmen gerade gegen die jüdische Bevölkerung massiv. Die Familie Ehrlich musste das am eigenen Leib erfahren.

Ihre Geschichte lässt sich an den sogenannten Entschädigungsakten nachvollziehen.

Unrecht zwischen Aktendeckeln

Seligmann „Sally” Ehrlich war ein gut situierter, jüdischer Viehhändler aus dem heutigen Frankfurter Stadtteil Nieder-Eschbach. Im Mai 1939 floh er mit seiner Frau Caroline und seinen beiden Söhnen nach Argentinien, um nach Jahren der Schikane und Verfolgung durch die Nationalsozialisten mit dem Leben davonzukommen.

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© Frederic Fox, Hessisches Hauptstaatsarchiv Wiesbaden

Daran, was damals geschehen ist, kommt man heute kaum irgendwo so nah heran wie in den Entschädigungsakten. Diese gehen zurück auf „Wiedergutmachungsverfahren” nach dem Zweiten Weltkrieg.

Auf Drängen der USA entschied der Bundestag der neu gegründeten Bundesrepublik Deutschland, Überlebende und Hinterbliebene von NS-Opfern für ihr Leid zu entschädigen.

© Frederic Fox, Hessisches Hauptstaatsarchiv Wiesbaden

Da die meisten Zeitzeug·innen gestorben sind, wächst die Bedeutung der Akten als Beweismaterial mit jedem Jahr.

© Frederic Fox, Hessisches Hauptstaatsarchiv Wiesbaden

Wie werden die Entschädigungsakten
im BKM-Sonderprogramm gesichert?

Papier ist
Forschungs-
grundlage

Das Georg-Eckert-Institut in Braunschweig sammelt als einzige Einrichtung weltweit systematisch Schulbücher.

Für Forscher·innen ist der Bestand eine wichtige Informationsquelle. Wie kann er optimal erhalten werden?

Die Forschungsbibliothek im Georg-Eckert-Institut besitzt über 183.000 Schulbücher und Lehrpläne aus 176 Ländern. Die Bibliotheksmitarbeiter·innen wollen den Bestand erhalten. Für Forscher·innen aus aller Welt steht seine Nutzung im Vordergrund.

In einem KEK-Modellprojekt wird ein neues System entwickelt, das beiden Anforderungen gerecht wird.

Technologie für den Originalerhalt

Seit September 2022 hat das GEI einen eigenen kleinen Campus. Verwaltung und Forscher·innen arbeiten im umgebauten ehemaligen Schwesternheim des benachbarten Krankenhauses.
Ein nagelneuer luftiger Querriegel verbindet dieses mit der Villa: die neu gebaute Bibliothek.

© Jörg F. Müller

Im KEK-Modellprojekt werden die Mitarbeiter·innen von der Restauratorin Cornelia Hanke darin geschult, Erhaltung und Nutzung zusammenzudenken und aus der Praxis heraus neue Konzepte zu entwickeln. Das neue Erhaltungskonzept wird anschließend als Best-Practice-Routine mit anderen Forschungsbibliotheken geteilt.

Außerdem wird Forscher·innen der direkte Zugang zu den Beständen ermöglicht. Denn durch die Suche in analogen Objekten ergeben sich neue Forschungsfragen.

Historikerin Maret Nielaender im Gespraech mit Sebastian Klaes vom Team Digitalisierung und Kuratierung des GEI
Historikerin Maret Nieländer im Gespräch mit Sebastian Klaes vom Team Digitalisierung und Kuratierung des GEI.

© Jörg F. Müller

„Gerade bei den Schulbüchern ist es wichtig, dass die Forscher·innen an die Regale gehen können.“
Sebastian Klaes, Team Digitalisierung und Kuratierung des GEI
Wie funktioniert das neue Konzept
des Georg-Eckert-Instituts in der Praxis?

Papier ist
Wissensspeicher

In Schulen wird Wissen vermittelt – und manchmal auch Kulturgeschichte bewahrt. In den Regalen ihrer Bibliotheken lagern jahrhundertealte Bücherschätze.

Eine Buchseite mit Frassloch wird angehoben 1
© Jörg F. Müller

Das Geschwister-Scholl-Gymnasium im sächsischen Freiberg beherbergt die Andreas-Möller-Bibliothek. Ihre Sammlung umfasst rund 6.400 historische Titel, darunter über 300 Handschriften, fast 550 Inkunabeln aus dem 15. Jahrhundert sowie über 1.700 Drucke des 16. Jahrhunderts.

Geschwister-Scholl-Gymnasium im sächsischen Freiberg
© Jörg F. Müller

Die Gymnasialbibliothek ist aber kein Museum: Sie wird von Schüler·innen täglich genutzt, z. B. in der AG Bücherschätze. Die fächerübergreifenden Inhalte sollen die Jugendlichen sensibilisieren und ihnen neue Sichtweisen eröffnen.

In der Restaurierungs-
werkstatt

In der
Restaurierungs­-
werkstatt

Weil Alter und Nutzung einigen Bänden stark zugesetzt haben, mussten sie restauriert werden. Deshalb wurden sie in die Leipziger Werkstatt des Restaurators Uwe Löscher gebracht.

Nach der Restaurierung wandern die Bände zurück in die Regale der Andreas-Möller-Bibliothek. Buchblock und Einband sind nun bestmöglich gesichert.

© Uwe Löscher

Man merkt den Schülerinnen der AG Bücherschätze die Faszination an, die sich für sie an der Ästhetik, den Illustrationen, der Frakturschrift und sogar am Geruch der alten Bücher festmacht.

Zwei Schuelerinnen stehen in der Gymnasialbibliothek und schauen sich gemeinsam ein Buch an
© Jörg F. Müller
Wie hat sich die Gymnasialbibliothek in Freiberg
über die Jahrhunderte gewandelt?

Projekte 2022

Der Originalerhalt ist eine gemeinsame Aufgabe. Deshalb wird die Projektförderung der KEK durch Eigen-, Landes- und Drittmittel ergänzt.

Klicken Sie auf Karte, um herauszufinden, welche Fördersummen in den einzelnen Ländern umgesetzt wurden.

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Projekte zum Orginalerhalt
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Mio. Euro Fördersumme

BKM-Sonderprogramm

Im großvolumigen BKM-Sonderprogramm fördert die KEK seit 2017 Mengenverfahren wie Massenentsäuerung, Trockenreinigung oder Schutzverpackung.

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Projekte
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davon mehrjährig

Fördersummen nach Unterhaltsträger•in

Die Bewilligungslage spiegelt die Vielfalt der kulturgutbewahrenden Einrichtungen wider. (Angaben in Prozent)

KEK-Modellprojekt­­förderung

Seit 2010 unterstützt die KEK Vorhaben, die modellhaft, innovativ oder öffentlichkeitswirksam sind.

Mit Mitteln der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) und der Kulturstiftung der Länder werden deutschlandweit ausgewählte Vorhaben unterstützt.

Fördersummen nach Unterhaltsträger•in

(Angabe in Prozent)

2022 wurden in vier Kategorien der KEK-Modellprojektförderung insgesamt 22 Projekte umgesetzt.

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Archivbestand
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Bibliotheksbestand
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Fachkompetenz
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Notfallvorsorge

Notfallvorsorge

Nicht erst die Hochwasserkatastrophe 2021 hat gezeigt: Ein gutes Notfallmanagement ist essenzieller Teil jeder Bestandserhaltung. Maßnahmen in diesem Bereich fördern wir seit 2010. Im Jahr 2022 haben wir die digitale Vernetzung ausgebaut.

Dieses neue Modul im KEK-Portal versammelt alle Notfallverbünde in Deutschland übersichtlich an einem Ort. Mittels validierter Daten werden nicht nur die Verbünde selbst, sondern auch deren mitwirkende Einrichtungen dargestellt. Inzwischen gibt es bundesweit rund 60 Notfallverbünde.

Mit ihren weißen Flecken macht die Karte aber auch deutlich, dass noch einiges zu tun ist.

Projektvideos

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Wir produzieren seit 2020 fünfminütige Projektvideos, die einzelne Objekte und Einrichtungen in den Fokus nehmen. So wurde z.B. die Restaurierung des „zweiten Nachlasses“ des Bildhauers Georg Kolbe (1877–1947) in Szene gesetzt.

JAHRESBERICHT
2022

Den vollständigen Jahresbericht 2022 mit allen Reportagen, Statistiken und Projektlisten können Sie hier im PDF-Format herunterladen.

Das Cover des Jahresberichts der KEK 2022

Gefördert durch

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Kulturstiftung der Länder Stiftung bürgerlichen Rechts