Historische Dokumente aus Papier sind akut gefährdet: Mit der Zeit werden sie brüchig und gehen im schlimmsten Fall verloren. Die Koordinierungs-
stelle für die Erhaltung des schriftlichen Kulturguts (KEK) unterstützt Projekte in Archiven, Bibliotheken und Museen bei der Sicherung schriftlichen Kulturguts. Der Jahresbericht 2023 stellt einige dieser Projekte vor.
Die Fülle
der Farben
Wenn Bücher, Bekleidung oder Teppiche aus früheren Jahrhunderten in Farbe erhalten sind, beeindruckt das besonders, weil wir den einstigen ästhetischen Eindruck heute erleben können. Doch farbige Objekte unbeschadet zu bewahren, erfordert viel restauratorisches Wissen.
Die Farbstoffsammlung der Technischen Universität Dresden hat 2023 historische Farbmusterbücher restauriert. Sie zeugen von der Entstehung der Farbenchemie und deren Einfluss auf die Textilwirtschaft in Europa.
Musterbücher aus dem 19. Jahrhundert geben Einblick in die Mode und das Verhältnis der Geschlechter in der jeweiligen Zeit. Sie erzählen, welche Farben Frauen, Männer und Kinder trugen.
Viele historische Farbstoffe sind allerdings hochempfindlich. Schon ein Tag unter Lichteinstrahlung verändert ihre Beschaffenheit, wie Forscher·innen der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur in Leipzig nachweisen konnten. Um Schäden vorzubeugen, empfiehlt es sich, die Originale möglichst im Dunklen zu lagern.
Quellen des
Glaubens
Seit zwei Jahrtausenden sind Kirchen und Klöster
Orte der Gelehrsamkeit, der Bildung und der Bibliotheken.
Auf mindestens 19 Millionen Bücher schätzt eine neue Studie die Bestände in kirchlicher Trägerschaft allein in Deutschland.
Darunter sind zahlreiche mittelalterliche Handschriften, Inkunabeln und Frühdrucke. Viele sind kostbar gestaltet. Manche tragen Spuren ihrer Nutzer·innen, die der Forschung heute Aufschluss über lokale Glaubenspraktiken und überregionalen Wissenstransfer geben.
Viele Gemeinden mit historischen Bibliotheken wünschen sich Beratung und finanzielle Unterstützung bei der Erhaltung ihrer Bestände. Hier springt die KEK ein, etwa in Annaberg-Buchholz, Fulda, Greifswald, Hildesheim und Leipzig.
© ZFB – Zentrum für Bucherhaltung GmbH / Universitätsbibliothek Leipzig
„Für eine Gemeinde ist es identitätsstiftend und stärkend, solch eine Bibliothek vor Ort zu haben.“
Den Ahnen
auf der Spur
In den Archiven Deutschlands werden auch historische Patientenakten aus zahlreichen Kliniken verwahrt. Die zum Teil bis ins Mittelalter zurückreichenden Unterlagen sind nicht nur für die Forschung, sondern auch für Privatpersonen eine unersetzliche Fundgrube.
Interessierte können die Akten ihrer Vorfahren einsehen und so die eigene Familiengeschichte recherchieren – vorausgesetzt, die Unterlagen sind erhalten geblieben.
Damit dies in möglichst vielen Fällen gilt, unterstützt die KEK im BKM-Sonderprogramm Archive dabei, ihre gesammelten Gesundheitsakten, insbesondere Patientenakten aus psychiatrischen Heilanstalten, trockenreinigen und entsäuern zu lassen.
So lassen sich weiterhin viele Einzelschicksale, aber auch medizinhistorische Entwicklungen etwa im Umgang mit Patient·innen recherchieren.
„Wir sind oft erstaunt, was Forschende aus den Akten alles herausholen.“
Projekte 2023
Der Originalerhalt ist eine gemeinsame Aufgabe. Deshalb wird die Projektförderung der KEK durch Eigen-, Landes- und Drittmittel ergänzt.
Klicken Sie auf die Karte, um herauszufinden, welche Fördersummen in den einzelnen Ländern umgesetzt wurden.
BKM-Sonderprogramm
Im großvolumigen BKM-Sonderprogramm fördert die KEK seit 2017 Mengenverfahren wie Massenentsäuerung, Trockenreinigung oder Schutzverpackung.
KEK-Modellprojektförderung
Seit 2010 unterstützt die KEK Vorhaben, die modellhaft, innovativ oder öffentlichkeitswirksam sind. Mit Mitteln der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) und der Kulturstiftung der Länder werden deutschlandweit ausgewählte Vorhaben unterstützt.
2023 wurden in vier Kategorien der KEK-Modellprojektförderung insgesamt 33 Projekte umgesetzt.